Das Jahr 2015: Gold musste kräftig Federn lassen

Wie aussichtsreich begann dieses Jahr: Vom Endstand 2014 bei rund 1.183 US-Dollar für die Feinunze ging es stetig bergauf, kurzzeitig wurden sogar mehr als 1.384 US-Dollar je Feinunze erreicht, um schnell wieder einzubrechen. Die heftigen Schwankungen blieben erhalten, zwischenzeitlich sackte Gold auf 1.142 US-Dollar je Feinunze durch, der Stand zum Ende des Jahres: 1.083 US-Dollar für die Feinunze. Wo sind die Ursachen zu suchen und wie geht es weiter?


Angebot & Nachfrage - Grundlagen der Preisbildung für Gold

Der drastische Einbruch des Goldpreises hat die Produzenten vor große Herausforderungen gestellt: Wurden die Kapazitäten mit dem Preisanstieg ausgebaut, um die wachsende Nachfrage zu bedienen, leiden die Goldproduzenten zunehmend unter dem Preisdruck. Die Förderung des endlich vorkommenden Edelmetalls wird immer aufwendiger, der gesunkene Preis für Gold kann die Kosten nur noch teilweise decken. So hatte der World Gold Council für 2015 den Höhepunkt im Angebotswachstum erwartet, immerhin wurden seit 2008 jährlich durchschnittlich 4,7 Prozent Zuwachs verzeichnet.

Natürlich sind die Aussagen dieser Lobby-Organisation der Goldproduzenten immer im Kontext zu betrachten, letztendlich liegt es in dessen ureigenem Interesse, die Nachfrage kräftig zu stimulieren und mit solchen Prognosen Angst zu schüren. Die Angebotsseite könnte nämlich eine Verstärkung erhalten: aus dem Recycling. Das rechnet sich allerdings nur, sollte der Goldpreis wieder steigen.

Die zweite Seite der Medaille, nämlich die Nachfrage nach physischem Gold, hat sich in den letzten Jahren vor allem in China und Indien stabil entwickelt: Seit rund zehn Jahren wuchsen die Käufe um rund 71 Prozent, sind jedoch seit 2013 rückläufig. Auch im globalen Maßstab brach die Nachfrage ein - um rund 40 Prozent. Einige Notenbanken kaufen weiter stabil zu und weiten ihre Goldbestände auf, allerdings dürften sich aus dieser relativ konstanten Nachfragepolitik keine gravierenden Impulse für den Goldpreis ableiten.


Politik und Wirtschaft - Zeiten der Unsicherheit

Der Verfall des Goldpreises ist nicht zuletzt der Politik der Notenbanken geschuldet: Weder die Konflikte in der Ukraine, noch die Eskalation in Syrien konnten Gold jedoch nachhaltig verteuern - zumindest nicht in US-Dollar gerechnet. Im Euroraum stellt sich die Situation etwas anders dar, das Edelmetall konnte jedoch nur bedingt profitieren. Deutlich einflussreicher ist die Politik der Notenbanken. Mit Ankündigung des Anleihekaufprogramms durch die EZB sackte der Goldpreis wieder durch, der schöne Zuwachs vom Jahresanfang musste abgegeben werden.

Rund 60 Milliarden Euro pumpt die EZB jeden Monat in die Märkte, um die Wirtschaft zu stimulieren und vor allem die Inflation auf die gewünschte Rate von knapp zwei Prozent zu heben. Bislang zeitigen die Maßnahmen der Politik jedoch kaum Erfolg - weder in der Wirtschaft, noch bei der Teuerungsrate. Da nun jedoch auch Unternehmensanleihen auf der Einkaufsliste der Politik stehen, wurden nach dem Anleihemarkt auch die Aktienmärkte aufgepumpt - starke Korrekturen werden also wahrscheinlich.


Es sei an diesen Sommer erinnert:

Die Athener Börse öffnete am 3. August 2015 nach einer Zwangspause von fünf Wochen wieder und stürze ins Bodenlose. Allein der Leitindex verzeichnete mit 16 Prozent das größte Tagesminus seiner Geschichte. Die Börse war Ende Juni durch die griechische Regierung geschlossen worden, weil die Verhandlungen wegen weiterer Finanzhilfen nach monatelangen Auseinandersetzungen vor dem Scheitern standen. Ausgangspunkt war der Regierungswechsel Anfang des Jahres, der von der EU sehr kritisch gesehen wurde.

Aber auch auf der anderen Seite der Erdkugel zeichnete sich eine folgenreiche Entwicklung ab: In China brach die Konjunktur ein, was die Börsen in aller Welt zum Einsturz brachte: Der 24. August 2015 versetzte die Märkte weltweit in Schockstarre - allein der Shanghai Composite Index verzeichnete einen Verlust von mehr als 8,5 Prozent, der Nikkei in Tokio von 4,6 Prozent, der deutsche Leitindex DAX rutschte wieder deutlich unter die Linie von 10.000 Punkten. Er bracht um bis zu 3,6 Prozent ein und zählte nur noch 9.760 Punkte.

Gold konnte immer nur kurzfristig profitieren, die Politik der Notenbanken sorgte dafür, dass die Märkte sich schnell wieder beruhigten - und zur Tagesordnung übergingen.


Die Aussichten für 2016

Es stehen große Ereignisse in der Politik an, im kommenden Jahr wird der neue Präsident der Vereinigten Staaten gewählt. Es sind Zweifel erlaubt, ob die FED bis dahin wirklich die immer wieder nur vage angedeutete weitere Anhebung der Leitzinsen vornehmen wird. Dazu ist die US-Wirtschaft zu fragil, denn auch mit dem enormen Geldzufluss lassen sich keine eindeutigen Wachstumssignale registrieren. Auch in Bezug auf das Tapering, also das angekündigte sukzessive Rückfahren der Aufkaufprogramme, bleiben die Notenbanken zunächst vorsichtig.

Die Börsen werden volatiler, jede Information aus Politik und Wirtschaft kann heftige Bewegungen verursachen. Schon aus diesem Grund sollten Anleger ihrem Portfolio Gold beimischen - und das bevorzugt in kleinen Stückelungen.